Mein Kurzdarm und ich

Liebes Tagebuch! heute geht es mir wirklich schon wieder besser. Es ist Wochenende und mein bester Freund ist auf Besuch gekommen. Wir haben „Stadt, Land, Fluss“ gespielt, während meine Infusion lief. Danach durften wir noch eine Runde am Computer spielen. So ist die Zeit viel schnel- ler vergangen. Manchmal ist es nämlich echt verdammt langweilig, so lange herum zu sitzen. Mein ganzer Alltag dreht sich vor allem um eines: Essen! Oder, besser gesagt: „Ernährung". Fast immer geht es darum. Eigentlich ist es lo- gisch, weil mein größtes Problem ist, dass mein Darm mich nicht rich- tig mit Nährstoffen versorgt. Das ist ja auch der Grund, warum ich zum Teil über den Katheter ernährt werde. Sehr viel Zeit geht für Ka- theter anhängen, abhängen, reinigen und desinfizieren drauf. Da ist die Zeit, die es braucht, bis die Infusion durchgelaufen ist, noch gar nicht mit eingerechnet. Abgesehen davon muss ich sehr oft zur Kontrolle ins Krankenhaus. Hinfahren, warten, untersucht werden, heimfahren: es ist schon ziem- lich zeitaufwändig aber ich mag mein Behandlungsteam sehr gerne. 10 Genau wie andere Jugendliche in meinem Alter darf ich in die Schule gehen. Oder besser gesagt: ich muss. Ich habe, wenn ich in die Schule gehe, meine Nahrung trotzdem bei mir: in einem speziellen Rucksack, in dem die flüssige Nahrung ist. Mit einem Schlauch ist er direkt mit mei- nem Katheter verbunden. Ich habe quasi immer Jausenzeit. Vor einiger Zeit musste ich nach einer Operation länger im Kranken- haus bleiben. Weil ich dann nicht in meine normale Schule gehen konnte, wurde ich im Krankenhaus unterrichtet. Es gibt dort eine eigene Schu- le, mit einem Klassenzimmer und Lehrerinnen und Lehrern, die auch zu einem ans Bett kommen, um zu unterrichten. Coole Sache, weil man so nichts versäumt und neue Leute kennen lernt, die einen verstehen. In der Klinik habe ich auch eine nette Psychologin kennen gelernt. Sie sagt, genau wie der Körper braucht auch meine Psyche manchmal Hilfe. Vieles ist für mich nicht so leicht. Deshalb finde ich es echt gut, dass ich mit ihr über meine Sorgen und Probleme reden kann. 11 Stadt Rom Dresden New York Innsbruck Russland Dänemark Norwegen Irland Rhein Donau Nil Inn Land Fluss Man will ja nicht ALLES mit den eigenen Eltern besprechen. Mein Tag mit KDS

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